Abschied und Neuanfang
In der 3. Schwangerschaftswoche fühle ich eine enge, drückende Empfindung, besonders im Hals- und Kehlkopfbereich. Traurigkeit überkommt mich, doch ich weiß, dass sie nicht zu mir gehört. Ein Schauer läuft über meinen Rücken, meine Finger sind kalt. Es scheint, als wäre etwas hinter mir, gleichzeitig auch nicht. Ich drehe mich um und sehe meine Schwester. Ihr Herzschlag ist schwach, ich kann ihn nur hören, nicht fühlen. Er ist unregelmäßig und es fühlt sich an wie ein Abschied. Bevor sie geht, sagt sie mir, dass sie mich sieht und immer bei mir sein wird. Sie war die Berührung, die ich spürte, als ich mich von jemanden abwandte, und auch im Krankenhaus war sie an meiner Seite.
Ich sage mir, dass ich ab jetzt Situationen anders wahrnehmen kann als zuvor. Ich wusste bereits, dass sie gehen würde, und habe vor ihrem letzten Herzschlag getrauert. Mit diesem letzten Schlag kann ich sie loslassen. Es macht mich traurig, dass ich nicht wusste, dass sie bei mir war, und dass ich sie gehen ließ, ohne mich an sie zu erinnern. Es ist ein überraschendes Gefühl, dass ich eine Schwester hatte. Diese Verbindung hat mir gefehlt, ohne dass ich es wusste. Die Traurigkeit des Abschieds spüre ich im Hals und im Oberkörper. Ich sage ihr, dass es mir leidtut, dass ich sie gehen ließ, ohne mich an sie zu erinnern. Diese Traurigkeit ist so stark, dass ich sie wiedererkenne. Oft gab es Situationen, in denen ich nichts sagte, obwohl ich es wollte.
Es fühlt sich kraftvoll und hoffnungsvoll an, all dies auszusprechen. Es erleichtert mich ungemein. Ich frage mich, warum wir zusammengekommen sind, und als sie da war, schien sich die Frage fast von selbst zu beantworten. Ich habe sie gebraucht, um diese Verbindung zu spüren und um ich selbst zu bleiben. Ich möchte bleiben und gleichzeitig mit ihr gehen. Ich frage nach ihrem Namen, und sie sagt: "Annette." Ich spreche laut aus, dass ich sie liebe, und danke ihr, dass sie mitgekommen ist.
Ich fühle mich dankbar, dass sie an meiner Seite ist, denn nur so kann ich hier sein. 25 Jahre lang habe ich das Gefühl mit mir getragen, nicht zu wissen, ob ich leben oder sterben möchte. Jetzt fühlt es sich gut an, laut auszusprechen: "Ja, ich will leben." Es ist klar und unterstützend, bedeutsam und wertvoll. Jetzt fühle ich mich geliebt und gesehen. Es ist in Ordnung zu wissen, dass ich nun alleine bin, aber in Verbindung mit Annette. Ich bin gerne alleine und auch mit anderen zusammen, und ich fühle mich verbunden mit ihr. Es ist etwas ganz Besonderes zu wissen, dass wir zusammengekommen sind. Alles hat seinen Sinn.
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